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eine vergessen Burg im Hunsrück
Hallo zusammen,
ich habe mir diesmal eine Burg im Hunsrück vorgenommen.
Eine Burg, die ich im Sommer 1990 zum ersten mal besucht habe, dazu musste ich, damals (noch ohne Navie und nach ausführlichem Kartenstudium) eine ganze Strecke (zu Fuss natürlich) durch die wirklich wildromantische Ehrbachklamm wandern.
Im Frühjahr diesen Jahres habe ich dann den Besuch bei einem alten Freund genutzt um mir die Ruine ein weiteres mal zu besehen.
Ich spreche hier von der Rauschenburg oder auch Baldenrüsse genannt, die durch Erzbischof Balduin von Trier aus dem hause Luxemburg während der Eltzer Fehde errichtet wurde.
Rauschenberg oder Baldenrüsse
Zur Eltzer Fehde kam es infolge von 1331 beginnenden Bemühungen des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten Balduin von Luxemburg, die reichsministerialen Ritter der Burgen Ehrenburg, Eltz, Schöneck, Waldeck in das Trierer Amts- und Dienstrecht einzugliedern und sie einem einheitlichen, landesherrlichem Verwaltungsaufbau unterzuordnen. Die ferne Reichsregierungsgewalt und ein schwacher Vorgänger Bischof Balduins, hatten bei den Herren – obwohl sie bereits Vasallen und Lehensnehmer des Bischofs waren – vermeintlich gewohnheitsrechtlich erworbene Autonomie- und Rechtsansprüche erwachsen lassen.
Eine Maßnahme zur Eindämmung von „privatem“ Fehdewesen und Faustrecht, der Behinderung von reisenden Kaufleuten und Warentransporten durch willkürliche Wegezölle und außergerichtliche Pfändungen, die Gefangennahme und Geiselhaftung zur Durchsetzung eines Anspruchs z. B., waren, gegen Ende der zwanziger Jahre des 14. Jahrhunderts beginnend, mehrere Einigung des Erzbischofs Balduin mit größeren Territorialherren auf einen Landfrieden. 1317 wurde der „Bacharacher Landfriede“, 1333 der „Lauterer Landfriede“ beschworen. Auch der 1331 abgeschlossene „Geleitvertrag“ zwischen Bischof Balduin und den Grafen von Sponheim zum Schutz durchreisender Kaufleute für das Hunsrück-Nahe-Gebiet verpflichtete den niederen Regionaladel zu Wohlverhalten folgend einer neuen Ordnungspolitik.
Balduin setzte zur Durchsetzung seines kurfürstlichen Herrschaftsanspruch den Bau der Trutzburgen Rauschenburg und Trutzeltz (auch Baldeneltz) ein, von denen aus er die Verbindungen der Ritter untereinander kontrollierte bzw. verhinderte. Balduins Ziel war nicht die Vernichtung ihrer Existenz, sondern ihre Anerkennung seiner Rechts- und Verwaltungshoheit. 1336/37 wurde die Fehde wohl zu seinen Bedingungen beendet und gesühnt. In den Urkunden zu dieser Fehde erscheinen namentlich die Brüder Heinrich der Ältere und der Jüngere von Ehrenberg, Johann von Eltz, Konrad der Rote von Schöneck, Rudolf, Wilhelm, Winand und Johann genannt Boos von Waldeck und Hertwin von Winningen. Um die Gegner stärker in kurtrierische Verantwortlichkeiten einzubinden, wurden der Herr von Eltz Erbburggraf der kurfürstlichen Burg Trutzeltz und der Herr von Schöneck Erbburggraf auf der gleichfalls kurfürstlichen Rauschenburg. Mit Johann von Eltz wurde erst Ende 1337 ein Sühnevertrag geschlossen. Wahrscheinlich war er der Anstifter und Wortführer des Widerstandes gegen Bischof Balduin gewesen – wohl darum auch wird dieser Streit "Eltzer Fehde" genannt.
Bei der Belagerung der Burg Eltz mit Pfeilbüchsen fand der erste nachweisbare Einsatz von Feuerwaffen in Deutschland statt.
Hier nun zunächst einige Bilder der Ruine von 1990, da sie leider sehr zugewachsen ist nur schlecht zu Fotografieren, heute noch schlechter als 1990, wie man sich denken kann.
mittlere Toranlage, seitlich durch die Schildmauer
hier Faustskizze des Grundriss ohne Maßstab mit einigen ersten Rekonstruktionsideen aus meinen Skizzenbüchern von 1990
eingemessener Grundriss aus „Denkmäler der Rheinprovinz“
Rekonstruktion aus der Ehrbachklamm heraus gesehen
Rekonstruktion von der Höhe aus gesehen
Da ich noch weiter an diesem Projekt arbeiten werde, werden in der nächsten Zeit noch einige weitere 3D Rekonstruktionen ergänzt werden.
Ich denke da etwa an Aufnahmen von der mittleren und innersten Toranlage, dem Innenhof mit Palas und weiteren Gebäuden die von aussen nicht zu sehen sind da durch die Schildmauern verdeckt.
Es grüßt Euch der Landjunker
Hier habe ich jetzt ein Rendering vom Burghof der Rauschenberg.
Ich habe noch einen Entwurf in Aquarell gefunden, das ich wohl in den 90gern gemalt und total vergessen habe!
__________________ "Audentem fortuna juvat"
Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zum letzten Mal von ramei: 17.11.2016 12:32.
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Dein Skizzenbuch ist geil, da würde ich gerne mal drin rumblättern, ansonsten ist der Link zu Wiki leider falsch....
Hier der richtige: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rauschenburg
__________________ Ich weiß, dass das was ich nicht weiß, das einzige ist was ich wirklich weiß
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Da sind wir schon zu dritt, denen das Notizheft mit den Skizzen beeindruckt.
Ich mach zwar auch einige Notizen, aber gezeichnet hab ich eher selten.
Würde ich gern mehr von sehen.
Danke.
__________________ Ein freundliches "Burg auf"
Burgen- und Schlösserfreund frank
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Themenstarter
Skizzenbücher
Ja auf die Bücher bin ich auch recht stolz.
Ich habe damit am 19.01.1989 nämlich mit der Schnittburg im Hunsrück begonnen.
In den Büchern sind sicher zu 95% alle Hunsrück- und Vorderpfälzer Burgen aufgezeichnet. Dann die meisten Eifelburgen, sehr viele Pfälzer, Rheinhessen und Mittelrhein Burgen. Weiter sind einige Taunus, Odenwald und Elsässer Burgen in den Büchern festgehalten. Dann habe ich noch einige Teile der Festungswerke Köln und Koblenz abgebildet.
Dabei sind aber von den meisten Anlagen nur die Grundrisse erfasst.
Weiter habe ich von den meisten Objekten noch Fotos gemacht, zunächst Analog, leider lässt hier oft die Qualität zu wünschen übrig, später dann Digital.