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Zum Ende der Seite springen Schloss Lieberose - Zur Lage und Geschichte
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Vorname: Frank
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Schlösser Schloss Lieberose - Zur Lage und Geschichte Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreude!!

Nach dem bereits eingestellten Bericht vom ehemaligen Bacchuszimmer mit der üppigen Stuckdecke im zur Hälfte erhaltenen Westflügel möchte ich nun, wie bei mir im allgemeinen üblich, mit der Lage und Geschichte des Hauses in Lieberose beginnen.

Lieberose, wie das klingt, Liebe und Rose. Was wird mich an diesen so lieblich klingenden Ort wohl erwarten, fragte ich mich vor der Reise. Vor vielen Jahren war ich zwar schon mal dort aber an Liebe und viele Rosen kann ich mich nicht erinnern.
Ute war bereits dort und hat hier im Jahre 2015 tolle Bilder eingestellt.
Ich möchte nur ergänzend dazu weitere Bilder vom Schloss Lieberose von außen, vom Innenhof und von innen mit den wunderschönen Stuckdecken, sowie von der Kapelle und dem Teepavillon einstellen. Dazu später mehr. Zunächst, wie von mir oben geschrieben kurz zur Lage und Geschichte.

Die kleine brandenburgische Stadt Lieberose liegt im Landkreis Dahme-Spreewald südöstlich von Berlin in der Niederlausitz.
Niedersorbisch heißt Lieberose Luboraz. Die Vorsilbe Lub kommt von Lubu ist altslawisch und bedeutet (abgeleitet) Baumrinde oder Kahn, Ort an schiffbaren Gewässern. Also nicht mit Liebe und Rose. Ist etwas schade.
Ursprünglich geht die Schlossanlage auf eine Wasserburg zurück, die das Wegekreuz Frankfurt/Oder - Bautzen und Leipzig - Posen schützte. An solch einem "sicheren" Ort konnte sich damals eine Siedlung entwickeln.
Im Laufe der langen Geschichte wurde aus der alten Wasserburg eine große barocke vierflügelige Schlossanlage mit Außenmaße von 72 x 60 Metern und aus der Siedlung eine kleine Stadt.
Das einheitliche Erscheinungsbild aller vier Flügel rundete das durchgehende gebrochene Walmdach nach oben hin ab.


Der Nordflügel als ältester Teil des "Festen Hauses" (14.Jh.) und die Hälfte vom Westflügel gingen im 2. Weltkrieg durch Bombentreffer und der Uhrenturm neben der Schlosszufahrt im Jahre 1975 durch Einsturz als Spätfolgen der Abrissarbeiten des beschädigten Westflügels verloren.
Die Schäden an den Flügeln sollen nicht so stark gewesen sein, hätten nicht unbedingt abgerissen werden müssen! War aber politisch so gewollt. Geplant war sogar, das ganze Schloss abzureißen und das "gewonnene" Material für den Bau der sogenannten Neubauernhäuser zu verwenden. Glücklicherweise verläuft die Geschichte manchmal anders.

Wenn man so davor steht, ich weiß nicht, vielleicht ging es Dir liebe Ute genauso, fragt man sich schon, warum so ein riesiges Schloss in dieser kleinen Stadt (wie auf dem Lande)? Riesig trotz der fehlenden Flügel.
Das Schloss diente als gelegentliches Quartier für den Landesherren und seines Hofstaates. Dieser war gleichzeitig Kurfürst von Sachsen und König von Polen.

Wegen des weichen modrigen Baugrundes, musste das Schloss auf Eichenpfählen erbaut werden (kennt man von Wasserburgen). Für die entstehenden Kohletagebaue in der Nähe, wurde der Grundwasserspiegel abgesenkt. Die so freiwerdenden Eichenpfähle litten an der Luft und können das enorme Gewicht des Schlosses schwer tragen. Folge sind Risse im Mauerwerk. Der Uhrenturm ist bereits 1975 eingestürzt, hatte auch ohne den 1945 teilweise zerstörten Westflügel keinen Halt mehr.

In den zurückliegenden Jahren wurde der 50 ha große Landschaftspark oder auch Schlosspark wiederhergestellt. Auch dazu später mehr.

Nun erst mal einige Bilder.

Der Blick in den Innenhof ist heute nur möglich, weil der Nordflügel und die Hälfte des Westflügels sowie der Uhrenturm fehlen.



Quelle: frank


Quelle: frank



Die Schlosseinfahrt oder auch Schlosszufahrt in den Innenhof. Links daneben stand früher der Uhrenturm.



Quelle: frank



Quelle: frank



Quelle: frank



Quelle: frank



Quelle: frank



Einige wunderschöne Details haben die vielen Jahre „überlebt“.



Quelle: frank



Quelle: frank



Und nun stehe ich vorm verschlossenen Schlosstor. Aber wir haben einen Besichtigungstermin (Siehe unter, wer möchte) und werden uns das Schloss in Ruhe auch innen ansehen können. Bilder folgen.



Quelle: frank


nun (kurz) zur Geschichte;
- 1301 erste Erwähnung einer Schutzburg, lange vorher war hier schon eine wendische Siedlung
- bereits im 10. Jh. kam das Gebiet an das große Reich Ottos I. (912 - 973)
- urkundlich wurde Lubraz/ Luberase/ Luboraz, wie es damals hieß, 1272 bzw. 1295 erwähnt
- 1301 überliefert als "Oppidum eb castrum Lubraz" der Herren von Strele/ Strehla, die wir bereits von den Burgen Storkow, Beeskow und Friedland kennen
- 1302 Bestätigung der Rechte und Privilegien in der Gemarkung Lieberose durch den Lausitzer Markgrafen Dietrich IV. (Diezmann, 1260-1307), Stadtrecht mit Mauern, Tore und Gräben, die Hauptstraße wurde in Nord-Süd-Richtung angelegt mit Abzweig nach Westen zum Markt, Rathaus und beide Kirchen, östlich davon die Schlosszufahrt
- 1336 Belehnung des Festen Hauses "Hus zu Lubras" an Markgraf Ludwig I. von Brandenburg (1315-1361), der auch Herzog Ludwig V. von Bayern war
- 1361 Friedhelm von Dahme verkauft an Heinrich und Otto von Kittlitz
- 1411 es folgen weitere Besitzwechsel, so die Brüder Caspar und Czdenko von Donya oder Dohna, dann Reinhard von Cottbus, dann Botho von Ileburg, dann Czdenko von Sternberg und Caspar von Kracht
- 1485 Herrschaft Lieberose mit Stadt und neun Dörfer an Niklas von Köckritz
- 1519 aus wirtschaftlicher Not verkauft Familie von Köckritz Lieberose für 16.000 Gulden an die Brüder Jakob und Richard von der Schulenburg, blieb bis zur Enteignung 1945 in verschiedenen Zweigen der Schulenburgs (gräfliche Linie des "schwarzen Stammes" aus dem Rheinland kommend)
- in der Folgezeit wurde aus der alten Wasserburg ein Schloss, das nach mehreren längeren Um- und Ausbauten zu einer großen Vierflügelanlage erweitert wurde
- Joachim VII. von der Schulenburg (1574-1619) hatte den Beinamen "Der Reiche", weil er neben Lieberose noch zwei weitere Standesherrschaften besaß, Herrschaft Lübbenau (1505-1621) und Herrschaft Straupitz (1578-1615), er stiftete auch für arme Studenten ein Stipendium an der Uni Greifswald
- 1594 aus dieser Zeit stammt ein Ölgemälde, das den Nordflügel (Rittersaal) zeigt mit Turm, Schweifhaube und Laterne vom Innenhof her der damals Dreiflügelanlage, auch der Westflügel mit der heutigen Schlossdurchfahrt und der Ostflügel (1557) mit dem Treppenturm und den offenen Arkaden (heute geschlossen), den Südflügel gab es noch nicht
- Ende 16. Jh. Erhöhung des Ostflügels um ein Stockwerk
- 1657 bei einem Stadtbrand wurden auch erhebliche Teile das Schlosses zerstört, erhalten blieben vom Spätrenaissancebau nur Keller- und Erdgeschoßgewölbe, sowie der Treppenturm zwischen den Rundbogenarkaden
- 1671 übernahm Freiherr (seit 1677) Achatz v. d. Schulenburg die inzwischen zum Majorat (Ältestenrecht) vereinigte Standesherrschaft
- 1688 bis 1695 erfolgte der teure Wiederaufbau von Schloss und Stadt
- 1734 wurde Georg Anton von der Schulenburg (1706-1778), der königlich-preußischer Ober-Jägermeister und Geheimer Staatsminister war, in den Reichsgrafenstand erhoben, er soll auch sehr reich gewesen sein, um ihn rangt sich das Gerücht, einen Juwelenschatz und eingemauerte Fässer mit Gold und Silber, er ließ das Schloss einheitlich dreigeschossig ausbauen und den noch fehlenden Südflügel errichten, die so entstandene Vierflügelanlage bekam auch barocke Fassaden, in der Mitte des Westflügels ließ er den Uhrenturm mit Schweifhaube und Laterne neben der Hofdurchfahrt errichten
- 1778 verstarb Georg Anton v. d. Schulenburg kinderlos, der Erbfolgestreit zwischen den drei Berechtigten dauerte 9 Jahre bis 1787, weil sie sich gegenseitig verklagten, Streit endete zu Gunsten des Johann Heinrich v. d. Schulenburg (1711-1791) aus der Tuchheimer Linie und begründete die jüngere Linie des Hauses Lieberose, er wurde ein Jahr vor seinem Tode 1790 in den Grafenstand erhoben
- 1791 übernahm Dietrich Ernst Otto Albrecht v. d. Schulenburg (1756-1831) von seinem kinderlosen Onkel das vernachlässigte Schloss, Haupteinnahmequelle war der Holzverkauf aus den großen eigenen Wäldern, aus der Zeit stammt auch die neben dem Schloss noch heute stehende "Darre", die damals zum trocknen der Kiefersamen genutzt wurde und heute die Touristeninfo beherbergt
- 1806 Übereignung des immerhin 20.000 Hektar großen Besitzes an den Bruder Friedrich Ferdinand Bernhard Achatz Graf v. d. Schulenburg (1772-1847)
- Lieberose gehörte bis nach Ende der Befreiungskriege 1814/1815 zu Sachsen, durch die Größe des Schlosses war Lieberose in der Lage und hatte auch die Pflicht, den sächsischen Hof aufzunehmen
- nach Wiener Kongress kam Lieberose an Preußen
- 1825 bis 1847 wegen bestehender Verschuldung unter Zwangsverwaltung, Vermietung einiger Räume im Schloss an den reichgewordenen Tischlermeister Richter, genannt "der reiche Richter", den Rittersaal im Nordflügel nutzte man als Pferdestall
- 1847 erbte der Sohn Friedrich Albrecht v. d. Schulenburg, lehnte aber der hohen Schulden wegen ab, er prozessierte gegen die Zwangsverwaltung
- 1855 übernahm er doch den um die Hälfte reduzierten Besitz, ließ notwendige Reparaturen durchführen wie beispielsweise Austausch der Fensterscheiben für 3000 Reichstaler und die geplünderten Wälder ließ er wieder aufforsten
- 1869 verstarb F.A.v.d.Schulenburg und sein Sohn Dietrich Joachim Friedrich 20 Jahre alt musste bis zu seinem Tode 1911 noch "erhebliche Aufbauarbeit" am Schloss leisten
- 1933 Einrichtung eines Konzentrationslagers in Lieberose als Außenlager von Sachsenhausen, die Insassen sollten für Himmlers Waffen-SS den „größten Truppenübungsplatz in Europa“ errichten
- Lieberose wurde immer wieder Ziel amerikanischer Bomber, weil sie im Dritten Reich zur Garnisonstadt ausgebaut werden sollte, Beschädigungen am Schloss und der Stadtkirche sind noch heute zu sehen
- 1943 wurde zur Erweiterung des Truppenübungsplatzes „Kurmark“ durch die SS vom Grafen Albrecht von der Schulenburg 8000 Hektar Forst gefordert und drohten mit Enteignung, gefordert wurde auch vom Grafen, freiwillig sein Schloss Lieberose zu verlassen und die Herrschaft zu verkaufen, was er durch geschickte Verhandlungen bis Kriegsende verzögerte, danach wurde sein Besitz von der späteren DDR entschädigungslos enteignet
- 1945 Auflösung des KZ Lieberose, Einrichtung eines Internierungslagers durch die Rote Armee (Geheimdienst NKWD), heute erinnert am Stadtrand eine Gedenkstätte an beide Lager
- nach 1945 folgten Vernachlässigung und Plünderungen, die durch Bomben getroffenen Nord- und Teile des Westflügels wurden abgerissen, geplant war der vollständige Schlossabriss, der glücklicherweise aus Geldmangel nicht stattfand, die bewegliche Innenausstattung ging komplett verloren
- 1960 Verschwand auf mysteriöse Weise das schmiedeeiserne Schlosstor
- noch intakte Räume wurden genutzt als Getreidelager, Internat, Gemeindeschwesternstation, Kindergarten, Bibliothek, Berufsschule und Wohnungen
- 1951 bis 1954 und 1958 bis 1962 erfolgten außen Renovierungen, glatter Außenputz, Stuckrustika ging verloren
- 1975 Einsturz des Uhrenturmes als Spätfolgen der Abrissarbeiten des beschädigten Westflügels, der durch die Kohletagebaue abgesenkte Grundwasserspiegel beschädigte die damals zur Schlossgründung erforderlichen Eichenpfähle, Turmreste wurden abgetragen
- noch 1991 befand sich im Schloss eine Gesamtschule
- es sollte eine Europäische Akademie für musisch-kulturelle Jugend- und Erwachsenenbildung eingerichtet werden, das Projekt lässt leider auf sich warten!!, das Schloss steht noch immer leer
- es wurde bereits viel in die Sanierung der Dächer investiert
- das Schloss befindet sich heute im Eigentum der Brandenburgischen Schlössergesellschaft

Ups, ist doch etwas länger als kurz geworden….



Mehr Infos zu Lieberose, Schloss, Stadt und Landschaft findet Ihr auf folgenden Internetseiten;


http://www.lieberose-niederlausitz.de/

http://www.schloesser-gmbh.de/08-lieberose.php

Wer Interesse hat selbst einen Blick ins Schloss zu "werfen", hier Termine und Kontakt, es lohnt sich;

http://www.lieberose-niederlausitz.de/fu...se-saison-2016/




Ergänzend möchte ich noch kurz die Lieberoser Wüste (klein Sibirien), die Teil der Lieberoser Heide ist, nennen. Mit ihrer sandigen Offenfläche von ca. 5 Quadratkilometern ist sie die größte Wüste in Deutschland und wohl die zweitgrößte in Mitteleuropa. Sie entstand erst 1942 durch einen großen Waldbrand (ca. 1700 ha) und war später Teil eines sowjetischen Truppenübungsplatzes (25.500 Hektar). Durch die ständige militärische Nutzung mit schwerem Gerät blieb die Fläche offen und bekam den Beinamen Panzerwüste. Nach 1994 erfolgte keine Nutzung mehr und das Gelände wurde sich selbst überlassen. Heute ist es Teil des Naturschutzgebiets Lieberoser Endmoräne.
In "Wüstennähe" entstand 2009 der Solarpark Lieberose, einer der größten Sonnenkraftwerke Europas!

Mehr Infos zur Lieberoser Heide gibt es hier;

http://lieberoserheide.de/

__________________
Ein freundliches "Burg auf"
Burgen- und Schlösserfreund frank
09.07.2016 03:34 frank ist offline E-Mail an frank senden Beiträge von frank suchen Nehmen Sie frank in Ihre Freundesliste auf
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