Geschrieben von Groschi am 15.01.2011 um 12:12:
Die Liebe zu den Burgen ...
"Wir haben gar kein Recht, (die Denkmäler) anzurühren. Sie gehören uns nicht. Sie gehören teilweise denen, die sie bauten und teilweise allen Menschengeschlechtern, die nach uns kommen sollen, die Toten haben noch ihr Recht an ihnen. Das, wofür (ihre Schöpfer) sich mühten, der Preis des Errungenen, oder der Ausdruck des religiösen Gefühls, oder was sie sonst beabsichtigten, dauernd in diese Bauten zu verkörpern, haben wir kein Recht zu vernichten und zu verwischen. was wir selbst gebaut, das dürfen wir auch herunterreißen, aber was andere Menschen mit Aufwand ihrer Kraft und ihres Lebens errichtet haben, das gehört auch ihren Nachfolgern."
John Ruskin, engl. Schriftsteller und Sozialreformer (1849)
Wie ist es um ein Bauwerk - gleich welcher Art - bestellt, wenn man als Besucher/in fast nichts oder nur Nebulöses über die Geschichte des Objekts weiß? Der nötige Respekt, die Ehrfurcht fehlt. Man sieht bloßes Gemäuer und massenweise Stein, was macht es da schon, wenn so ein Stück Mauer beim Umherklettern abbröckelt? Wer ahnt etwas von den Menschen, die in einer Burg oder einener nunmehrigen Wüstung lebten? Auch sie lachten, weinten, machten den Ort lebendig. So manches kann uns ein einzelner Stein dazu erzählen, wenn man sich nur die Zeit nähme, sich hinzusetzen und die Aura der Ruine auf sich (ein)wirken zu lassen.
Jeder Mensch, so meine ich, hat sein eigenes "Ruinenerlebnis". Dieses Erlebnis kann jedoch getrübt werden, nämlich durch die überall sichtbaren Hinterlassenschaften der Gegenwart. Darum mein Appell: Nehmt eure Abfälle wieder mit! Die nach euch kommen, werden es zwar nicht danken, aber sie werden euch auch nicht verfluchen (Irrtümer sind vorbehalten).
Oft genieße ich es einfach, nur zu sitzen oder an eine Mauer gelehnt den Geräuschen eienr Burg oder Ruine zu lauschen, alles in mich aufzunehmen und zu träumen. Das kann ich auch trotz dem Wissen, wie belanglos und mühseelig das Leben aiuf Burgen einmal meistens war - und auch, obwohl ich mit den Augen eines Burgenkundlers schaue.
Obige Zeichnung stammt aus dem Buch
Burgenromantik
Joseph von Eichendorff Zauberblick (vor 1837)
Die Burg die liegt verfallen
In schöner Einsamkeit,
Dort saß ich vor den Hallen
Bei stiller Mittagszeit.
Es ruhten in der Kühle
Die Rehe auf dem Wall
Und tief in blauer Schwüle
Die sonn’gen Täler all.
Tief unten hört’ ich Glocken
In weiter Ferne geh’n,
Ich aber mußt erschrocken
Zum alten Erker seh’n.
Denn in dem Fensterbogen
Ein’ schöne Fraue stand,
Als hütete sie droben
Die Wälder und das Land.
Ihr Haar, wie’n gold’ner Mantel,
War tief herabgerollt;
Auf einmal sie sich wandte,
Als ob sie sprechen wollt’.
Und als ich schauernd lauschte –
Da war ich aufgewacht,
Und unter mir schon rauschte
So wunderbar die Nacht.
Träumt’ ich im Mondesschimmer?
Ich weiß nicht, was mir graut,
Doch das vergess’ ich nimmer,
Wie sie mich angeschaut!