Burgen und Schloesser (https://www.wehrbauten.de/index.php)
- Rund um die Burg und das Schloss (https://www.wehrbauten.de/board.php?boardid=119)
-- Hier seid Ihr gefragt (https://www.wehrbauten.de/board.php?boardid=131)
--- Gedichte, Reime, Rätsel und Lieder zum Thema Burgen (https://www.wehrbauten.de/thread.php?threadid=1131)


Geschrieben von frank am 21.02.2015 um 12:38:

großes Grinsen Zitate des Fürsten Pückler

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!

Der Name Pückler, geboren wurde das Sonntagskind als Hermann Ludwig Heinrich Graf von Pückler-Muskau (1785-1871), der 1822 in den Fürstenstand erhoben wurde und dann als Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau in die Geschichte einging, ist den Meisten bei der gleichnamigen Eis Sorte bekannt, obwohl er "nur" seinen Namen dafür hergab. Es schmeckt trotzdem.
Seine Schloss- und Parkanlagen sind hier im Forum bereits mehrfach vorgestellt und beschrieben worden. Auch das Buch "Der grüne Fürst" fand hier schon Erwähnung.

Er hat damals gesagt,

"Bei mir heißt es nicht: Was werden die Leute DAVON sagen? Sondern: Werden auch die Leute ETWAS davon sagen?"

Und etwas haben die Leute damals über den Fürsten gesagt. Beispielsweise über seine genialen Parkanlagen oder als er zu seiner eigenen Belustigung und die des Volkes in Berlin Unter den Linden mit einem Gespann, vor dem vier gezähmte Hirsche gebunden waren, hin und her kutschierte oder auch in Dresden, als er mit seinem Pferd von den Brühlschen Terrassen in die Elbe sprang und damit den Damen imponieren wollte. Das könnte man noch weiter fortführen.

Mit einem weiteren Zitat möchte ich meinen heutigen Bericht beenden.

"Wer mich ganz kennenlernen will, muß meinen Garten kennen,
denn mein Garten ist mein Herz, Muskau, die Tat meines Lebens."



Geschrieben von frank am 23.02.2015 um 19:07:

  Bild zum Zitat des Fürsten Pückler

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!

Gesucht und gefunden habe ich die Karte mit dem Zitat des Fürsten Pückler.
Ich möchte diese nur nachreichen.





Quelle: Fürst-Pückler-Museum Bad Muskau/ frank



Geschrieben von Ute am 23.02.2015 um 19:11:

 

Gibts da net das Gerücht, dass er mit seinem Pferd in Dresden von der Brücke in die Elbe gesprungen ist? Irgendwie ist mir da was in Erinnerung. Eine seiner Jugendsünden und dann ist der doch mit der Kutsche und Hirsche anstelle Pferde nach Berlin?



Geschrieben von frank am 23.02.2015 um 19:15:

 

Ja ja Ute. Das sind keine Gerüchte sondern Tatsachen. Das soll sogar damals in der noch jungen Zeitung gestanden haben.

Übrigens hatte ich dazu einige Worte in dem Bericht zum Fürsten Pückler direkt über dem letzten Bild "verloren". zwinkgrins



Geschrieben von Ute am 23.02.2015 um 19:17:

 

Ach herrje, Du hast das auch erwähnt. Daumen hoch Ich hab schon so viel über den gelesen, daher war ich mir nimmer sicher, woher ich das weiss. fröhlich Muss ein toller Bursche gewesen sein. lachen



Geschrieben von frank am 23.02.2015 um 19:19:

 

Auch der tolle Bursche hatte seine Schattenseite. So ein Fürst ist eben auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut, wenn auch die Farbe des letztgenannten nicht immer blau ist....



Geschrieben von Ute am 23.02.2015 um 19:21:

 

Ja ja, die Geschichte mit der ägyptischen Sklavin. Heute käm er wahrscheinlich ratzfatz ins Gefängnis dafür. verwirrt



Geschrieben von frank am 23.02.2015 um 19:28:

 

Kann sein, muss es aber nicht. Zum einen würde so ein Prozeß bei Gericht Jahre dauern und nach drei Monaten käme er wieder raus der "Arme". schmollen



Geschrieben von Ute am 23.02.2015 um 19:30:

 

Sieht man ja jetzt am laufenden Prozess eines bestimmten Herrn böse



Geschrieben von frank am 23.02.2015 um 19:35:

 

Genau. Bin schon zu oft enttäuscht worden. geschockt
Deshalb halte ich hier meine politischen Ansichten zurück und schreibe lieber über etwas schönes, unsere Burgen und Schlösser.



Geschrieben von frank am 06.03.2015 um 08:49:

Text Theodor Fontane zu seinem Besuch in Caputh

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!



Theodor Fontane schrieb einst in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ einen persönlichen Eindruck seines Besuches in Caputh und beginnt mit den Worten;


„Wer hat nicht von Caputh gehöret,
Das, in verwichner Zeit, die größte Zier besaß,
Als Dorothea sich, die Brandenburg noch ehret,
Das Schloß am Havelstrom zum Witwensitz erlas.“


Die ganze Geschichte zum Schloss in Caputh könnt Ihr hier im Forum unter dem Fred Brandenburg nachlesen. Viel Spaß!



Geschrieben von frank am 14.03.2015 um 16:00:

Text "Dort Saaleck, hier die Rudelsburg"

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!


"Dort Saaleck, hier die Rudelsburg" mit diesen Worten beginnt das Studentenlied vom deutschen Schriftsteller Hermann Ludwig Allmers (1821-1902) aus dem Jahre 1863.
Ja die Ruinen Saaleck und Rudelsburg an der Saale (hellem Strande) kennt fast jeder, aber haben sie schon einmal diese besucht? Es lohnt sich dort hinzufahren, nicht nur für Burgenfreunde!



"Dort Saaleck, hier die Rudelsburg,
und unten tief im Tale
da rauschet zwischen Felsen durch
die alte liebe Saale;
und Berge hier und Berge dort,
zur Rechten und zur Linken –

Die Rudelsburg, das ist ein Ort
zum Schwärmen und zum Trinken.



Das wissen die Studenten auch
in Jena und in Halle
und trinken dort nach altem Brauch,
im Hof und auf dem Walle.
umringt von moosigem Gestein,
wie klingen da die Lieder!

Die Saale rauscht so freudig drein,
die Berge hallen wider."



Geschrieben von frank am 23.04.2015 um 02:26:

Text Die Stiftung Cappenbergs

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!

Heute möchte ich einen ersten kurzen Eindruck von meiner Münsterlandtour geben. Speziell war ich auch auf der Wasserburg Hülshoff, ein etwas längerer Wunsch von mir, das Geburtshaus der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) zu besuchen. Eigentlich heißt sie mit vollem Namen Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff.
Wer noch kein Bild von ihr vor Augen hat, nimmt sich einfach einen 20 DM-Schein (grün). Aber nicht das Geld wollte ich in den Vordergrund meines Berichtes stellen, sondern eine Ballade von Annette. "Die Stiftung Cappenbergs" heißt sie und wurde in den Jahren 1840/42 geschrieben. Bis nach Cappenberg habe ich es leider nicht mehr geschafft. Die Anlage soll auch sehr interessant sein.

Die Stiftung Cappenbergs

Der Mond mit seinem blassen Finger
Langt leise durch den Mauerspalt
Und kostet, streifend längs dem Zwinger,
Norbertus' Stirne feucht und kalt.
Der lehnt an bröckelndem Gestein,
Salpeterflocken seine Daunen,
An seinem Ohre Heimchen raunen,
Und wimmelnd rennt das Tausendbein.
Und überm Haupte fühlt er's beben,
Da geht es hoch, da zecht es frisch,
In Pulsen schäumend pocht das Leben,
Die Humpen tanzen auf dem Tisch.
Der Graf von Arnsberg gibt ein Fest,
Dem Schwiegersohn der graue Schwäher;
So mehr er trinkt, so wird er zäher,
So wirrer steht sein Lockennest.
Gern hat sein Kind er dem Dynasten,
Dem reichen Cappenberg, vertraut,
Nun trägt sein Anker Doppellasten,
Und seinen Feinden hat's gegraut.
Da kömmt auf seinem Eselein
Norbert und macht den Sohn zum Pfaffen;
Allein er wußte Rat zu schaffen,
Er pferchte den Apostel ein.
Wie, keine Enkel soll er wiegen?
Soll in des Eidams Hora gehn
Und sehn sein Kind am Boden liegen
Und Paternosterkugeln drehn?
Nein, heute ist der Tag, wo muß,
Wo wird die Sache sich erled'gen,
Und sollt' er mit dem Schwerte pred'gen,
Ein umgekehrter Carolus.
Und »Gottfried«, spricht er, »Junge, Ritter,
So sieh doch einmal in die Höh!
Du schaust ja in den Wein so bitter
Wie Requiem und Kyrie.
Was spinnst du an dem alten Werg?
Laß die Kapuze grauen Sündern,
Und deine Burg, die laß den Kindern,
Dein schönes, festes Cappenberg!«
Und drunten in dem feuchten Turme
Der Heil'ge flüstert: »Großer Gott,
Allgegenwärt'ger du im Wurme
Als in der Krone blankem Spott;
Wie größer deine Allmacht zeigt
Sein Füßchen, das lebendig zittert,
Als eine Mauer, die verwittert,
Und ob ein Babel drüber steigt!«
»Ja«, spricht der Graf, den Humpen schwenkend:
»Wär' Norbert hier, dein Eselmann,
Ich ließ ihm füllen, dein gedenkend,
Und trinken möcht' er, was er kann;
Doch da ihm Pech und Schwefel glüht,
Was andern Schächern mild und süße,
So bleibt er besser im Verließe,
Ein wohlkasteiter Eremit.«
Und drunten spricht's mit mildem Tone:
»Du der, des Himmels höchste Zier,
Gezogen bist zur Dornenkrone
Auf einem still demüt'gen Tier,
Du, der des Mondes Lieblichkeit
In meinen Kerker ließest rinnen,
Gezähmt mir die vertrauten Spinnen,
Du, Milder, seist gebenedeit!«
Und Gottfried, kämpfend mit den Tränen,
Ergreift den Humpen, noch gefüllt,
Vor seinem Ohr ein leises Stöhnen,
Vor seinem Aug' ein bleiches Bild.
O, dringen möcht' er durch den Stein,
Wo seine sünd'gen Füße stehen,
O, einmal, einmal möcht' er sehen
Durch Lichterglanz den Heil'genschein!
»Ha«, zürnt der Graf, »was ließ ich schenken
Dir meinen allerbesten Wein!
Eh möcht' ich einen Schädel tränken,
Ja, oder einen Leichenstein.
Gottfried, Gottfried, ich schwör' es dir,
So wahr ich Friedrich« – seht ihn stocken,
Vor seinem Auge schwimmen Flocken,
Er hebt sich auf, er schwankt zur Tür.
Und plötzlich auf den Estrich nieder
Taumelt er wie ein wundes Roß,
Es zucken, strecken sich die Glieder.
Welch ein Getümmel in dem Schloß!
»Krank« dieser, »tot« spricht jener Mund,
Ja wahrlich, das ist Todes Miene,
Und eine mächtige Ruine
Liegt Friedrich auf dem eignen Grund.
Die Humpen sind in Hast zertrümmert,
Burgunderblut fließt übern Stein,
Die Lampen mählich sind verkümmert,
Wie Erdenlust sie qualmten ein.
Doch drüben, in dem Klosters Hut,
Entflammte man die ew'ge Leuchte,
Und knieend alles Volk sich beugte
Dem reinen Wein, der Christi Blut.



Geschrieben von frank am 06.01.2016 um 14:21:

Text Zwei Gedichte zur Burgruine auf dem Drachenfels

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!


„Der turmgekrönte Drachenfels“ Original von George Gordon Noel Byron und „Die Nacht auf dem Drachenfels“ verbrachte Heinrich Heine.


Bei meinen Recherchen zur "Burgenmodellstadt" Gerbstedt, speziell zum Modell der Ruine Drachenfels, fand dich diese, wie ich finde, wunderschönen Zeilen vom Briten George Gordon Noel Byron, 6. Baron Byron (1788-1824) aus dem Jahre 1818 (englisch), das vom Lehrer Johann August Wilhelm Mommsen (1821-1913) 1885 ins Deutsche übersetzt wurde.
Ich konnte mich nicht entscheiden, welche der beiden Fassungen ich hier einstellen sollte, wählte deshalb beide.

„The castled crag of Drachenfels“ oder „Der turmgekrönte Drachenfels“

Zuerst die Originale englische Fassung, ursprünglich aus einem Brief an seine Halbschwester Augusta Leigh.


The castle crag of Drachenfels
Frowns o’er the wide and winding Rhine,
Whose breast of waters broadly swells
Between the banks that bear the vine,
And hills all rich with blossom’d trees,
And fields which promise corn and wine,
And scatter’d cities crowning these,
Whose far white walls along them shine,
Have strew’d a scene, which I should see
With double joy wert thou with me.

And peasant girls, with deep blue eyes,
And hands which offer early flowers,
Walk smiling o’er this paradise;
Above, the frequent feudal towers
Through green leaves lift their walls of gray;
And many a rock which steeply lowers,
And noble arch in proud decay,
Look o’er the vale of vintage-bowers;
But one thing want these banks of Rhine,
– Thy gentle hand to clasp in mine!

I send the lilies given to me;
Though long before thy hand they touch,
I know that they must wither’d be,
But yet reject them not as such;
For I have cherish’d them as dear,
Because they yet may meet thine eye,
And guide thy soul to mine even here,
When thou behold’st them drooping nigh,
And know’st them gather’d by the Rhine,
And offer’d from my heart to thine!

The river nobly foams and flows,
The charm of this enchanted ground,
And all its thousand turns disclose
Some fresher beauty varying round:
The haughtiest breast its wish might bound
Through life to dwell delighted here;
Nor could on earth a spot be found
To nature and to me so dear,
Could thy dear eyes in following mine
Still sweeten more these banks of Rhine!



Die deutsche Fassung.

Weit droht ins offne Rheingefild
Der turmgekrönte Drachenstein;
Die breite Brust der Wasser schwillt
An Ufern hin, bekränzt vom Wein,
Und Hügeln, reich an Blüt’ und Frucht
Und Au’n, wo Traub’ und Korn gedeihn,
Und Städten, die an jeder Bucht
Schimmern im hellen Sonnenschein:
Ein Zauberbild! – Doch fänd’ ich hier
Zwiefache Lust, wärst du bei mir!

Und manche holde Bäuerin
Mit Frühlingsblumen in der Hand
Geht lächelnd durch das Eden hin;
Hoch oben blickt vom Felsenrand
Durch grünes Laub das Räubernest,
Und manches Riff mit schroffer Wand
Und kühnen Bogens stolzer Rest
Schaut weit hinaus ins Vaterland;
Nur eines fehlt dem schönen Rhein:
- Dein Händedruck, – ich bin allein!

Die Lilien, welche ich empfing,
Send’ ich zum Gruße dir ins Haus:
Wenn auch ihr Duft und Schmelz verging,
Verschmähe nicht den welken Strauß!
Ich hielt ihn hoch, ich weiß es ja,
Wann deine Augen bald ihn sehn,
Dann ist mir deine Seele nah':
Gesenkten Hauptes wird er stehn
Und sprechen: Von dem Tal des Rheins
Schickt diesen Gruß sein Herz an dein’s.

Der stolze Strom erbraust und fließt,
Der schönen Sagen Zaubergrund;
In tausend Windungen erschließt
Sich neue Schönheit, reich und bunt;
Wer wünschte nicht mit Herz und Mund
Ein Leben lang zu rasten hier?
Kein Raum wär’ auf dem Erdenrund
So teuer der Natur und mir,
Wenn deine lieben Augen nur
Noch holder machten Strom und Flur.


Einfach nur schön.



Da wir gerade beim Drachenfels sind, möchte ich gleich noch passenderweise ein Gedicht von Heinrich Heine (1797-1856), das er im Jahre 1820 schrieb über seinen burschenschaftlichen Ausflug mit Bonner Studenten auf den Drachenfels, „anhängen“.


„Die Nacht auf dem Drachenfels“

Um Mitternacht war schon die Burg erstiegen,
Der Holzstoß flammte auf am Fuß der Mauern,
Und wie die Burschen lustig niederkauern,
Erscholl das Lied von Deutschlands heilgen Siegen.

Wir tranken Deutschlands Wohl aus Rheinweinkrügen,
Wir sahn den Burggeist auf dem Turme lauern,
Viel dunkle Ritterschatten uns umschauern,
Viel Nebelfraun bei uns vorüberfliegen.

Und aus den Trümmern steigt ein tiefes Ächzen,
Es klirrt und rasselt, und die Eulen krächzen;
Dazwischen heult des Nordsturms Wutgebrause. -

Sieh nun, mein Freund, so eine Nacht durchwacht ich
Auf hohem Drachenfels, doch leider bracht ich
Den Schnupfen und den Husten mit nach Hause.



„Gesundheit“! kann ich da nur abschließend sagen.



Geschrieben von frank am 21.02.2016 um 01:55:

Text Gedicht zur Wasserburg Hülshoff

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!

Das Gedicht der Annette von Droste-Hülshoff (1797 - 1848) über ihr Geburtshaus Wasserburg Hülshoff. Mehr Infos zur Wasserburg Hülshoff hier bei wehrbauten.de, schaut mal rein!


Steigt mir in diesem fremden Lande
Die altbekannte Nacht empor,
Klatscht es wie Hufesschlag vom Strande,
Rollt sich die Dämmerung hervor
Gleich Staubeswolken mir entgegen
Von meinem lieben starken Nord,
Und fühl' ich meine Locken regen
Der Luft geheimnisvolles Wort:

Dann ist es mir, als hör' ich reiten
Und klirren und entgegenziehn
Mein Vaterland von allen Seiten,
Und seine Küsse fühl' ich glühn;
Dann wird des Windes leises Munkeln
Mir zu verworrnen Stimmen bald,
Und jede schwache Form im Dunkeln
Zur tiefvertrautesten Gestalt.

Und meine Arme muß ich strecken,
Muß Küsse, Küsse hauchen aus,
Wie sie die Leiber könnten wecken,
Die modernden im grünen Haus;
Muß jeden Waldeswipfel grüßen
Und jede Haid' und jeden Bach,
Und alle Tropfen, die da fließen,
Und jedes Hälmchen, das noch wach.

Du Vaterhaus mit deinen Thürmen,
Vom stillen Weiher eingewiegt,
Wo ich in meines Lebens Stürmen
So oft erlegen und gesiegt, -
Ihr breiten laubgewölbten Hallen,
Die jung und fröhlich mich gesehn,
Wo ewig meine Seufzer wallen
Und meines Fußes Spuren stehn!

Du feuchter Wind von meinen Haiden,
Der wie verschämte Klage weint, -
Du Sonnenstrahl, der so bescheiden
Auf ihre Kräuter niederscheint, -
Ihr Gleise, die mich fortgetragen,
Ihr Augen, die mir nachgeblinkt,
Ihr Herzen, die mir nachgeschlagen,
Ihr Hände, die mir nachgewinkt!

Und Grüße, Grüße, Dach, wo nimmer
Die treuste Seele mein vergißt
Und jetzt bei ihres Lämpchens Schimmer
Für mich den Abendsegen lies't,
Wo bei des Hahnes erstem Krähen
Sie matt die grauen Wimper streicht
Und einmal noch vor Schlafengehen
An mein verlass'nes Lager schleicht!

Ich möcht' euch alle an mich schließen,
Ich fühl' euch alle um mich her,
Ich möchte mich in euch ergießen
Gleich siechem Bache in das Meer;
O, wüßtet ihr, wie krankgeröthet,
Wie fieberhaft ein Aether brennt,
Wo keine Seele für uns betet
Und Keiner unsre Todten kennt!



Geschrieben von frank am 08.04.2016 um 04:01:

  Annette von Droste-Hülshoff - Das erste Gedicht

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!

Natürlich ist das nicht ihr erstes Gedicht! Liest sich sehr schön.

Das erste Gedicht (1845)

Auf meiner Heimath Grunde
Da steht ein Zinnenbau,
Schaut finster in die Runde
Aus Wimpern schwer und grau,
An seiner Fenster Gittern
Wimmert des Kauzes Schrei,
Und drüber siehst du wittern
Den sonnentrunknen Weih.

Ein Wächter, fest wie Klippen,
Von keinem Sturm bewegt,
Der in den harten Rippen
Gar manche Kugel trägt,
Ein Mahner auch, ein strenger,
Deß Giebel grün und feucht
Mit spitzem Hut und Fänger
Des Hauses Geist besteigt:

Und sieht ihn das Gesinde
Am Fahnenschafte stehn,
Sich, wirbelnd vor dem Winde,
Mit leisem Schreie drehn,
Dann pocht im Schloßgemäuer
Gewiß die Totenuhr,
Oder ein tückisch Feuer
Frißt glimmend unterm Flur.

Wie hab' ich ihn umstrichen
Als Kind oft stundenlang,
Bin heimlich dann geschlichen
Den schwer verpönten Gang
Hinauf die Wendelstiege,
Die unterm Tritte bog,
Bis zu des Sturmes Wiege,
Zum Hahnenbalken hoch.

Und saß ich auf dem Balken
Im Dämmerstrahle falb,
Mich fühlend halb als Falken,
Als Mauereule halb,
Dann hab' ich aus dem Brodem
Den Geist citirt mit Muth,
Ich, Hauch von seinem Odem
Und Blut von seinem Blut.

Doch als nun immer tiefer
Die Schlangenstiege sank,
Als schiefer stets und schiefer
Dräute die Stufenbank,
Da klomm ich sonder Harren
Hinan den Zinnenring,
Und in des Daches Sparren
Barg ich ein heimlich Ding.

Das sollten Enkel finden,
Wenn einst der Thurm zerbrach,
Es sollte Etwas künden
Das mir am Herzen lag,
Nun sinn' ich oft vergebens
Was mich so tief bewegt,
Was mit Gefahr des Lebens
Ich in den Spalt gelegt?

Mir sagt ein Ahnden leise,
Es sei, gepflegt und glatt,
Von meinem Lorbeerreise
Das arme, erste Blatt.
Auch daß es just gewittert,
Mir, wie im Traume scheint,
Und daß ich sehr gezittert
Und bitterlich geweint.

Zerfallen am Gewände
Ist längst der Stiege Rund,
Kaum liegt noch vom Gelände
Ein morsches Brett am Grund,
Und wenn die Balken knarren,
Im Sturm die Fahne kreist,
Dann gleitet an den Sparren
Nicht mehr des Ahnen Geist;

Er mag nicht ferner hausen
Wo aller Glaube schwand;
Ich aber stehe draußen
Und schau' hinauf die Wand,
Späh' durch der Sonne Lodern,
In welcher Ritze wohl
Es einsam mag vermodern,
Mein schüchtern arm Idol!

Nie sorgt' ein Falke schlechter
Für seine erste Brut!
Doch du, mein grauer Wächter,
Nimm es in deine Hut;
Und ist des Daches Schiene
Hinfürder nicht zu traun,
So laß die fromme Biene
Dran ihre Zelle baun!


Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH