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Vorname: ja, den Luxus leiste ich mir: Joachim Herkunft: Weiß nicht, wo "sie" herkommen, aber ich komme aus Würzburg/Franken
Über den Bergfried
Mittlerweile dürfte allgemein bekannt sein, daß ein Bergfried (BFR) nicht in erster Linie als Verteidigungsturm diente. Vorrangig war der BFR ein Prestigeobjekt, daß dem Umland und besonders den eigenen Leuten und benachbarten Adeligen zeigte, wer das Sagen hatte
"Bergfried" als Begriff entstand erst im 19. Jh. in Anlehnung an das mittelhochdeutsche Wort "berfride" (Angriffs- und Abwehrturm), als man noch glaubte, die Burg sein ein reines Verteidigungswerk.
Im Mittelalter selbst hieß der BFR schlicht oft "Großer Turm".
Anhand von vier Beispielen Unterfrankens möchte ich etwas näher darauf eingehen, was der BFR im mittelalterlichen Denken bedeutete.
Wildenstein bei Eschau:
Diese Burg hatte wie viele andere keinen BFR. Warum ist das so? Statusverzicht: Die kleine Burg Wildenstein, entstanden um 1230/40, verdankt ihre Existenz der großen Politik bzw. den Auseinandersetzungen der Grafen v. Rieneck mit dem Erzbistum Mainz. Die Gegend um den Wildenstein ist im 13. Jahrhundert Zankapfel beider Parteien. Aufgabe der Burg ist es, den südwestlichen Eckpunkt des rieneckischen Territoriums zu sichern. Die zunehmende Expansion der Rienecker Grafen wird vom Erzbistum mit wachsendem Argwohn beobachtet, kann aber wegen der Verstrickung der Erzbischöfe in die Reichspolitik nicht wirksam bekämpft werden.
Die Grafen von Rieneck wußten sehr genau, daß sie das mächtige Mainz nicht über Gebühr provozieren sollten, deswegen verzichteten sie auf ein wichtiges Merkmal einer Burg, den BFR. Den Mainzern wurde so nicht direkt "vor Augen geführt", daß Rieneck das Gebiet um Eschau voll und ganz für sich beanspruchte. Ein BFR hätte auch das Recht der gerichtsbarkeit in Anspruch genommen, die im Eschauer Gebiet eigentlich bei den Mainzer Bischöfen lag.
Letztlich half das nichts: gleich zweimal wurde sie in der zweiten Hälfte des 13. Jh. belagert und erstürmt.
- Henneburg bei Stadtprozelten
Links ist der Deutschordens-Bergfried, rechts der Bergfried der Schüpf-Klingenberg
Als die Burg in den 1230er Jahren errichtet wurde, gingen die Erbauer zunächst daran, den Bergfried zu errichten (Maße: 10 x 10,10 m Grundfläche; Mauerstärke 3,35 m und 3,10 m hofseitig).
Mit der Übernahme der Burg Prozelten durch den Deutschen Orden 1320 kamen selbstbewußte Besitzer auf die Burg. Als Zeichen ihrer neuen Herrschaft erbauten sie einen neuen Bergfried, der dem Zeitgeschmack des frühen 14. Jahrhundert entsprach: eingerahmt von Buckelquadern, schlanker (6 x 5, 7 m Grundfläche, heute noch ca. 25 m hoch) und wehrhaft (Wehrerker am Turmabschluß).
Dieser Turm sollte allen im Umkreis zeigen, daß der Orden rechtmäßig und unumstößlich in diesem Teil des Spessarts Fuß gefaßt hat. Insbesondere den Grafen von Wertheim, die nie so recht einverstanden mit dem Verkauf der Burg an den Deutschen Orden waren und eigene Ansprüche hatten, sollte dies klar gemacht werden.
Der Turm als Statussymbol: Jeder Bergfried ist an sich zunächst als sichtbares Symbol der Herrschaft anzusehen. Er war ein machtpolitisches Zweckbauwerk mit Fernwirkung, verbunden mit weiteren Elementen, wie Lagerraum, Tresor, Wohnraum und Verteidigung.
Der so genannte „kleine Bergfried“ des Deutschen Ordens war entsprechend ausgearbeitet: die Buckelquaderecken beginnen erst dort, wo der Turm über die (nicht mehr vorhandene) Ringmauer ragte. Der hohe schlanke Turm wirkte leichter, „beweglicher“ und dennoch mächtig auf die Zeitgenossen als der alte, wuchtige Bergfried der Stauferzeit.
Über der heutigen Turmplattform war noch ein weiteres Geschoß. Dieses und das abschließende Dach bewirkten, daß der Turm des Deutschen Ordens höher war als der ältere Bergfried. Mit dieser sichtbaren Überhöhung des „Gewesenen“ wurde der Besitzerwechsel noch um ein weiteres Mal unterstrichen.
Freudenberg am Main
Als diese Würzburger Burg um 1225/30 errichtet wurde, stand in unmittelbarer Nähe mit der Mildenburg über Miltenberg eine mainzische Grenzfeste. Wie kann man denen nur klar machen, wer der mächtigere Herr am Main ist, dachten sich die Würzburger - also wurde begonnen einen wuchtigen BFR zu errichten, der in seinen Ausmaßen seinesgleichen suchen sollte (14,65 mal 14,65 Meter Kantenlänge).
Geld- und Zeitmangel führten noch in der ersten Bauperiode des BFR zu einer reduzierten Weiterführung. Fertiggestellt wurde er dann doch nicht. Das Machtgefüge verschob sich zugunsten von Mainz. Erst 1360/61 wurde er durch die Grafen von Wertheim mit einem weiteren Aufsatz ausgestattet.
Je höher und wuchtiger ein BFR, je feiner seine Mauerfläche, desto bedeutsamer sein Bauherr.
Salzburg/Rhön
Die Ganerbenburg Salzburg wurde durch die Bischöfe von Würzburg gebaut. In ihr saßen mehrere Adelsfamilien, die sich Bergfriede leisten durften, jedoch war der Torturm als einziger Zugang zur Burg ein sichtbares Monument der Macht Würzburgs: als einziger Turm komplett mit Buckelquadern und der höchste der Türme der gesamten Burganlage. Wer durch diesen Turm ritt, dem war klar, daß er nun ureigenes Gebiet des Würzburger Bistums betrat. Wer in ihr wohnte, dem wurde diese mit jedem Verlassen und Heimkehren offenkundig dargelegt: dein Wohl und Wehe hängt an deiner Loyalität gegenüber Würzburgs ab.
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Der BFR in seiner Entwicklung:
- kurz vor 1140 BFR als eigenständiger Bestandteil der Burg, frei im Hof
- Ende 12.-1. 1/4. 13. Jh.: Achteck-BFR beliebt
- Ende 12. Jh.: BFR an die "Schauseite/Angriffsseite" des Berings gesetzt (zum Schutz der dahinter liegenden Gebäude)
- um/nach 1150-1. 1/4 13.Jh.: BFR wird übereck an die Angriffseite gesetzt
- ab 1220/25 Rund-BFR mit steinernem Kuppelgewölbe
- 1220/50 Rund-BFR mit Vorliebe gebaut
- ab ca. 1260/60 Reduzierung der BFR Grundfläche, auch wieder frei im Hof stehend
- ab ca. 1350 - BFR nur noch selten, Beschränkung auf Wohnturmartige Wohngebäude
- Turmhöhen: im 12. Jh. nicht höher als 20 Meter, um 1220/50 bis 30 Meter, dabei auch Aufstockung älterer BFR auf diese Höhe.
Die Forschung hat dem BFR seine Wehrhaftigkeit nicht völlig genommen. Als Verteidigungsbollwerk hat er eine gewisse Bedeutung, die aber nicht vorrangig für die Verteidigung einer Burg war.
Insbesondere die alte Auffassung, der BFR sei zwingend der letzte Zufluchtsort einer Burgbesatzung gewesen, widerspricht den Quellen und den Baubefunden. Viele BFR waren mangels Kaminen, Aborten und anderen Annehmlichkeiten dafür gar nicht ausgelegt. Hier kam es wohl auf das jeweilige Sicherheits- und Schutzbedürfnisses des Burgherrn an.
Oft war der BFR als erstes errichtetes Bauwerk eine Übergangswohnung für die Burgbesitzer.
Er war mitunter Beobachtungsturm, Aufbewahrungsort wertvoller Gegenstände und Urkunden, mitunter auch Gefangener, das aber eher seltener und vermehrt im Nachmittelalter; die Unterbringung konnte auch in den oberen Stockwerken des BFR erfolgen. Das "Angstloch" war nichts anderes als eine Luke zur Belüftung des Erdgeschoßes (in der Phase des BFR-Baus zur Trocknung des Mörtels) und um Güter, die dort aufbewahrt wurden, auf- und abzubefördern. Das im 13. Jh. eingeführte steinerne Kuppelgewölbe war eine Sicherheitszone, um eingedrungenen gegnern, die das Sockelgeschoß aufbrachen, ein Weiterkommen in den BFR zu verwehren.
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Vorname: Frank Herkunft: Mark Brandenburg
Bergfried Bericht
Hallo Burgenfreunde, Hallo Groschi,
da hast Du Dich mal wieder selbst übertroffen. Der Bericht über die Buckelquader war schon eine Wucht, aber über den Bergfried. Alle Achtung!
Vor mir ist auch kein Bergfried sicher. Ich muss da rauf!
In meinem Archiv werde ich bestimmt auch noch einige tolle Exemplare finden. Wir werden sehen.
In diesem Sinne....
__________________ Ein freundliches "Burg auf"
Burgen- und Schlösserfreund frank
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Vorname: ja, den Luxus leiste ich mir: Joachim Herkunft: Weiß nicht, wo "sie" herkommen, aber ich komme aus Würzburg/Franken
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Vielen Dank, ich fühl mich ja richtig gebauchpinselt. Doch in aller Bescheidenheit muß ich sagen:
Noch niemals hatten so viele so vieles einem Einzigen zu verdanken, und wenn ich dereinst meinen Hintern auf den neu erschaffenen Thron Deutschlands setze, werde ich euer wohlwollend gedenken!
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Vorname: Frank Herkunft: Mark Brandenburg
Schöne Worte voller Bescheidenheit
Hallo Groschi!
Schöne Worte die Du da geschrieben hast. Habe ich aber schon irgend wo gehört. Ist auch nichts draus geworden!
Worte sollen Taten folgen, und zwar die Richtigen!!!
__________________ Ein freundliches "Burg auf"
Burgen- und Schlösserfreund frank
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Sie ist mein tägliches Brechmittel, aber manchmal auch zu was zu gebrauchen.
Nichts tun lernen z. B.
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Vorname: Frank Herkunft: Mark Brandenburg
lernen durch nichtstun???
Groschi! Durch nichtstun kann man nichts lernen!
Hätten die Menschen noch nie etwas getan, würden wir noch heute in Höhlen hausen und hätten keine Burgen!
Übrigens ich, und auch Deine Angela sind noch erzogen worden frei nach dem Motto: "Lernen, lernen und nochmals lernen!"
Wo bleibt da das Nichtstun???
__________________ Ein freundliches "Burg auf"
Burgen- und Schlösserfreund frank
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von frank: 29.01.2011 16:41.
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Wir tun ja schon was: nämlich das Forum mit Leben füllen
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Vorname: Brunhilde oder Bruni manchmal auch Bruno ;-) Herkunft: Düsseldorf
Das Forum mit Leben füllen...
=> Groschi schrieb:
Zitat:
Wir tun ja schon was: nämlich das Forum mit Leben füllen
=> Frank schrieb:
Zitat:
Das Forum mit Leben füllen ist o.k. Wann fangen wir damit an????????
BRUNI GRÜBELT...
Wie meinen die beiden JUNGS das denn nun?!?
8o
Grübel... Nachdenk... usw... usw...usw... 8o
Also echt...
Ich schlage mir hier die Nacht um die Ohren... und ihr?!?!!!
Als ich mich bis zur Gräfin hoch gekämpft habe, habe ich
aber viel mehr geschrieben und mir große Mühe gegeben!
So, DAS musste ich aber jetzt einmal los werden...
Also... lasst Euch nicht von mir erwischen, dass da wieder
nur wenige Worte als Beitrag gezählt werden...
Sonst werde ich mir etwas überlegen... Aber HALLO...
Dann zeige ich zum Beispiel allen, wie es mit den Männern
wirklich aus sieht... Von wegen ritterliche Helden... Pöh...
Also, meine JUNGS... demnächst mehr als wenige Worte...
Teuflisch liebfrechen Bruno-Bruni Gruß
__________________ Errare humanum est - Oder => Irre sind auch Menschen!
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Vorname: ja, den Luxus leiste ich mir: Joachim Herkunft: Weiß nicht, wo "sie" herkommen, aber ich komme aus Würzburg/Franken
Themenstarter
Zitat:
Also, meine JUNGS... demnächst mehr als wenige Worte...
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Dabei seit: 04.07.2009
Beiträge: 845
Vorname: Brunhilde oder Bruni manchmal auch Bruno ;-) Herkunft: Düsseldorf
Sind die Herren auch Bergfriede???
Zitat:
Original von Groschi
Landgräfin Bruni verwirren ist eins der Ziele.
Ich lasse mich hier nicht wuschig machen!!!
Wenn die beiden Herren hier auch sicher etwas
abschreckend wirken... Es sind keine Bergfriede!
Da bin ich mir sehr, sehr sicher!!! 8o
Denn ich habe mich ins Zeug gelegt und mich zusätzlich
zu dem Eingangs so tollen und ausführlichen Bericht auch
noch einmal bei Wikipedia umgesehen...
Und da habe ich diese Herren NICHT! gefunden!!!
Aber bitte schaut doch selbst nach:
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Vorname: Frank Herkunft: Mark Brandenburg
RE: Sind die Herren auch Bergfriede???
Bruni, Bergfriede hat auch was mit Bergfreude oder Bergfreunde und damit sind wir wieder bei Burgenfreunde! Was für ein Kreislauf!
Und Freude haben wir hier (noch nicht) genug!!!
Last uns weiter daran arbeiten!
__________________ Ein freundliches "Burg auf"
Burgen- und Schlösserfreund frank
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Vorname: Brunhilde oder Bruni manchmal auch Bruno ;-) Herkunft: Düsseldorf
RE: Sind die Herren auch Bergfriede???
=> Frank schrieb:
Zitat:
Bruni,
Bergfriede hat auch was mit Bergfreude oder Bergfreunde und damit sind wir wieder bei Burgenfreunde!
Was für ein Kreislauf!
Und Freude haben wir hier (noch nicht) genug!!!
Last uns weiter daran arbeiten
Lieber Frank,
also FRIEDE - FREUDE / FREUNDE - Eierkuchen
Schöne Worte!
Dann wollen wir für Taten sorgen!!!
Also...
aber flott!!!
Schönen Abend noch wünscht
die so überaus liebreizende
Brunhilde - Bruno - Bruni
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